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SARS-CoV-2/ COVID-19 und Primärversorgung

Abteilung für Primary Care Medicine

Die Gesundheitsversorgung durch hausärztliche Primärversorgungsorganisationen (Einzelordinationen, Gruppenpraxen, Primärversorgungseinheiten) spielt eine wesentliche Rolle in der Grundversorgung der Patient:innen während einer Epidemie/Pandemie/Endemie und hat zuletzt viele mögliche Kollateralschäden durch die vielen Infektionen und ihre Auswirkungen abwenden können. Grundsätzlich ist die hausärztliche Primärversorgung das hinsichtlich Versorgungsrelevanz der Bevölkerung wichtigste medizinische Fach. Unter idealen Rahmenbedingungen können dort 70–80% aller Beratungs- und Behandlungsanlässe abschließend geklärt werden. Gute Primärversorgung kann Krankenhausaufenthalte verhindern, vor allem in Bezug auf chronische Erkrankungen, sowie grundsätzlich die Mortalität an chronischen Erkrankungen vermindern.

Im Rahmen der COVID-19 Pandemie zeigte es sich jedoch, dass trotz der immensen Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung, durch präexistente Strukturdefizite und eine in Österreich weiterhin bestehende Unsichtbarkeit des Primärversorgungssektors („versteckt“ im ambulanten Sektor) kein koordiniertes Planungsmanagement vorlag, welches schnell und zielführend die Primärversorgungsberufe unterstützen konnte. Die herausfordernden Umstrukturierungen der hausärztlichen Primärversorgungsorganisationen hinsichtlich Terminmanagement, Zugangsregelungen zu den Ordinationen und räumlicher/zeitlicher Trennung von Infekt- und Nicht-Infektpatient:innen, adäquater und ausreichender Schutzausrüstung sowie Anforderungen zu telemedizinischer Versorgung hingen von den individuellen Einschätzungen und Ressourcen sowie der Kreativität der einzelnen Agierenden ab.

Positiv formuliert kam es in den ersten Jahren der Pandemie zu einem großen Innovationsschub, v.a. in Bezug auf Infektprävention und die telemedizinische Versorgung der Menschen, welche auch von den Krankenkassen unterstützt wurde. Leider schaut es im Jahr 2023 nun danach aus, als wenn diese Innovationen nur vorübergehend umgesetzt worden und nicht nachhaltig wären. Das wäre mehr als schade!

Siehe auch: Hoffmann K. Die Zukunft der österreichischen Gesundheitsreform zur Stärkung der Primärversorgung. Lernen aus der COVID-19-Pandemie zur Steigerung der Gesundheitssystem-Resilienz. In: Hainzl C, Dialer D, Kruske H (Hrsg.). Gesundheitspolitik und Gesellschaft in der COVID-19-Krise. Eine globale Herausforderung. Münster: LIT-Verlag; 2022. ISBN: 978-3-643-51100-3.

Hier nun auch endlich ein Link zum Kapitel!

Informatives und Ressourcen

© Kavic.C/Shutterstock.com

Im Sommer 2020 wurde von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, welche für die weitere Planungssicherheit der hausärztlichen Primärversorgungsorganisationen offizielle Empfehlungen erarbeitet hat.

Die Empfehlungen finden Sie hier und als Kurzversion hier.

Die Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) hat zusammen mit der Karl-Landsteiner Privatuniversität in Krems (Dr.in Susanne Rabady) eine Homepage erstellt: COVID-19 und Umgang in der Primärversorgung. Auf dieser Homepage wird aktuelles Wissen rund um das SARS-CoV-2 und COVID-19 gesammelt, aufbereitet und praxisrelevant präsentiert. Auch kann frau:man über diese Seite zu einem Helpdesk für Hausärztinnen und Hausärzte zu diesem Thema gelangen. Die Homepage der Karl-Landsteiner Privatuniversität finden Sie hier, die Informationsseite der ÖGAM hier.

Ein wichtiger Beitrag ist z.B.: COVID-19 und Thrombosen: Was tun in der hausärztlichen Versorgung?

Auch gibt es von der ÖGAM organisierte COVID-19-Info-Talks, das sind sehr kurze Impulsbeiträge zu relevanten Themen rund um COVID-19. Hier finden Sie z.B. den Info-Talk zum Thema „Diagnostische Tests bei COVID-19 in der Allgemeinmedizin – eine Übersicht“ aus dem Jahr 2020.

Projekte

Eurodata study
© Andrey_Suslov/Shutterstock.com

Hauptstudienkoordinatorinnen: Projektteam rund um Sara Ares-Blanco, Spanien

Koordination für Österreich: Univ.-Prof. Dr. Kathryn Hoffmann, MPH

Obwohl die Primärversorgung der Eckpfeiler von Gesundheitssystemen ist, wurde ihre Rolle während der Pandemie weltweit nicht richtig erkannt und gewürdigt. In einigen Regionen wie z.B. in Österreich sind nicht einmal Daten aus der Primärversorgung verfügbar. Durch die öffentliche Darstellung der Daten und die Auswertung der gewonnenen Erkenntnisse durch dieses Forschungsprojekt soll das Bewusstsein für die Rolle der Primärversorgung im Pandemiemanagement in den europäischen Gesundheitssystemen geschärft werden. Damit soll es zukünftig möglich sein, angemessene Budgets bereitzustellen und das Management der weiterhin laufenden SARS-CoV-2 Gesundheitskrise und künftiger Pandemien durch adäquate Inkludierung der Primärversorgung im Response der europäischen Region zu verbessern.

Im Rahmen dieses Projektes gibt es mehrere Subprojekte:

1. Clinical pathway of COVID-19 patients in primary health care in 30 European countries: Eurodata study

2. Health app use during the SARS-CoV-2 pandemic (contact tracting and vaccination certificates)

3. Vaccination pathways in primary health care in 30 European countries

PRICOV-19: Qualität und PatientInnen-Sicherheit in der Primärversorgung in Zeiten einer Pandemie – eine explorative länderübergreifende Studie
© PopTika/Shutterstock.com

Hauptstudienleitung: Prof.in Dr.in Sara Willems, Abteilung für Public Health und Primary Care, Universität Gent, Belgien

Koordination und Leitung für Österreich: Univ.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Kathryn Hoffmann, MPH

Mitarbeit Fragebogenübersetzung und -testung: appl.Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Ruth Kutalek, Dr.in Susanne Rabady, Dr.in Maria Wendler, Dr. Franz Mayrhofer

PRICOV-19 ist eine Online-Fragebogenstudie in mehr als 35 europäischen Ländern, in der die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Organisation von und Versorgung in Primärversorgungsorganisationen (Einzelordinationen, Gruppenpraxen und Primärversorgungszentren), die Anstrengungen zur Gewährleistung des Zugangs zur Versorgung aller Patient:innen und die Auswirkungen auf die verschiedenen Dimensionen von Qualität der Versorgung untersucht wurden. Link zur Projekthomepage: https://pricov19study.ugent.be/

Themenbereiche waren:

1. Differences between Rural and Urban Practices in the Response to the COVID-19 Pandemic: Outcomes from the PRICOV-19 Study in 38 Countries

2. Responding to COVID-19: The Suitability of Primary Care Infrastructure in 33 Countries

3. How to recruit GP for such a cross-sectional online survey in European countries

4. Video consultations in primary care before and during the SARS-CoV-2 pandemic

5. GPs stress and well-being during the SARS-CoV-2 pandemic

Aus dem Projekt heraus entstand auch ein PRICOV position statement.

CoV-FIT: eine qualitative Studie zu Infektionsschutz, Infrastruktur, Rahmenbedingungen sowie zur Behandlung von Menschen mit und ohne infektiöse Erkrankungen in der COVID-19 Pandemie in der hausärztlichen Primärversorgung in Österreich
© elenabsl/Shutterstock.com

Projektleitung: Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Kathryn Hoffmann, MPH

Projektmitarbeiterinnen: Dr.in Mira Mayrhofer, Nathalie Szabo

Diese Studie wurde gefördert aus Mitteln des medizinisch-wissenschaftlichen Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien.

Die Studie ist eine Nachfolgestudie der europäischen Online-Fragebogen-Studie Pricov19, an welcher sich dankenswerterweise hausärztliche Kolleginnen und Kollegen beteiligt haben! Als Rückmeldung auf den Fragebogen der Pricov19-Studie wurde des Öfteren genannt, dass er für die spezielle österreichische Situation mit vielen Einzelordinationen nicht ganz passend wäre. Darauf wurde nun Rücksicht genommen und mittels einer zusätzlichen qualitativen Studie ganz spezifisch erhoben: Welche Hürden und Herausforderungen durch COVID-19 im hausärztlichen Bereich in Österreich entstanden sind, inwiefern diese bewältigt werden konnten und wo es Unterstützung gegeben oder diese gefehlt hat. Grob werden die Interviews fünf Themenblöcke umfassen: 1. Infektionsschutz: Praxisorganisation (Terminmanagement, Wartezimmermanagement), Infrastruktur der Praxis, Empfehlungen und Selbstfürsorge; 2. Remote Konsultation (Telemedizin, Patient:innen-Software, Videokonsultation); 3. Diagnostik, Testung, Meldung, Krankschreibung, Monitoring und Behandlung von COVID-19 Erkrankten sowie Behandlung von Patient:innen mit chronischen und anderen Erkrankungen; 4. Kommunikation mit Behörden, Gesundheitsämtern, Ärztekammern, Kolleg:innen, Kassen, 1450 etc.; 5. Erfahrungen zu Long-COVID.

Es werden gerade mehrere Publikationen aus dieser Studie vorbereitet:

1. “We literally worked in parking lots, cars, garages, and separately set up party tents.” Qualitative study on the experiences of GPs in the frame of the SARS-CoV-2 pandemic in Austria. Diese ist schon im pre-review verfügbar.

2. Telemedizin und vor allem Virdeokonsultationen in der hausärztlichen Versorgung

3. Long-Covid in der hausärztlichen Versorgung

PrimeRisk II Studie
© Axi/Shutterstock.com

Die Karl-Landsteiner Privat-Universität Krems (Frau Dr.in Susanne Rabady) ist Projektinitiatorin und Hauptkoordinatorin.

Frau Univ.- Prof. Priv.-Doz. Dr. Kathryn Hoffmann, MPH ist Kooperationspartnerin im Projektteam (zusammen mit Dr. G. Kamenski, Dr. M. Brose, Dr. O. Lammel, Dr. S. Poggenburg, Dr. M. Wendler, Dr. C. Auer, Assoc. Prof. Dr. S. Zehetmayer).

Ziel der Studie war es Erkenntnisse zu Symptomverteilung und -verlauf bei hausärztlich betreuten COVID-19-Erkrankten sowie Identifikation von Risikofaktoren und Prädiktoren für einen komplizierten Verlauf (Post-COVID, Long-COVID, Krankenhausaufenthalt, Tod) zu gewinnen als Voraussetzung für eine optimierte hausärztliche Patient:innenversorgung.

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Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die damals geltenden Testkriterien (Jahr 2021) viel zu kurz griffen und Erstsymptome eher schwere Erschöpfung, Krankheitsgefühl und Glieder-/Muskelschmerzen waren als Fieber und Husten. Vor allem Husten stellte sich meist erst nach wenigen Tagen ein. Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, dass viele Patient:innen nach 10 Tagen (damalige Ablauffrist für die Isolation) noch nicht gesundet waren. Die Ergebnisse zeigen die große Bedeutung von angewandter Primärversorgungsforschung für die Einschätzung von Krankheitsverläufen und frühen Symptomen, die durch Krankenhausdaten nicht zu generieren sind!

Hier gelangen Sie zur entsprechenden Publikation.

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