Einleitung
Die Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health ist die einzige akademische Institution in Österreich, die interdisziplinär und auf breiter Basis in Forschung, Lehre und praktischer Anwendung auf dem Gebiet „Umwelt und Gesundheit“ arbeitet. Besonders die Forschung ist sehr breit aufgestellt und umfasst neben Feld- und Laborexperimenten (umwelttoxikologische, umweltpsychologische) epidemiologische Studien (speziell Biomonitoring-Untersuchungen) in einem sehr vielfältigen Spektrum von Themenstellungen.
Unsere Forschungsschwerpunkte werden nach Gesichtspunkten des präventivmedizinischen und gesundheitspolitischen Bedarfes sowie basierend auf den jeweiligen Ressourcen und Expertisen des Teams bestimmt. Die große Zahl umweltmedizinischer Themen an unserer Abteilung ist eine Konsequenz der Alleinstellung des Departments innerhalb Österreichs und der vielfältigen Aufgaben, die sich in den letzten Jahrzehnten aus der angefragten und anerkannten Expertise ergeben haben.
Die aus der Forschungstätigkeit und der langjährigen Erfahrung gewonnene Expertise dient als Grundlage für die Lehrtätigkeit sowie dem Wissenstransfer zur nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit und anderen Public Health-Stakeholdern. Auch die Begutachtung sehr spezieller, fachlich komplizierter behördlicher Fragestellungen zählt zu unseren Aufgabegebieten.
Forschung
Die Mitarbeiter:innen der Abteilung forschen an einer Vielzahl verschiedener Teilbereiche, die sich inhaltlich und/oder methodisch überlappen und in themenspezifisch wechselnden Untergruppen bearbeitet werden. Alle diese Themen werden an unserer Abteilung durch nationale und internationale Projekte sowie durch vielfältige Publikationstätigkeit abgebildet. Alle Themenfelder werden durch drei Kerneinrichtungen unterstützt, die jede für sich auf spezielle Kompetenzen und Infrastruktur zurückgreift. Gemeinsam tragen sie in einem inter- und transdisziplinären Ansatz zu einer umfassenden Umweltmedizin auf höchstem akademischem Niveau bei.
Umwelttoxikologie
Die Abteilung hat in den vergangenen Jahren ein umwelttoxikologisches Zell-Labor eingerichtet, zu einem großen Teil aus eigenen Drittmitteln finanziert. Die Aufgaben dieses Labors sind einerseits die Unterstützung laufender und wiederkehrender Themen der Umwelttoxikologie (z.B. Schwermetalle, fluorierte organische Verbindungen) und andererseits der Verfolgung von umwelttoxikologischer Grundlagenforschung. Die Stärken des laborgestützten experimentellen Ansatzes in der Abteilung bestehen vor allem im Wirkungsnachweis auf zellulärer Ebene sowie in der Aufklärung schadstoffspezifischer Wirkmechanismen.
Das neu etablierte Labor ist eine wichtige Kerneinrichtung an unserer Abteilung, indem mit fachlicher Expertise und begleitenden Experimenten andere Projekte, Aufgaben und Bereiche der Abteilung höchst spezifisch unterstützt werden.
Umweltpsychologie
Die Umweltpsychologie ist traditionell ein wichtiges Standbein der Abteilung. Die Bedeutung für Umweltmedizin und Prävention ist vielfältig. Sie betrifft einerseits die Auswirkungen sinnlich wahrnehmbarer Umweltstressoren wie Lärm oder Geruch auf psychisches und soziales Wohlbefinden, andererseits die Determinanten für umwelt- und gesundheitsgerechtes Verhalten. Die Psychologie liefert auch wertvolle Beiträge zu umweltepidemiologischen Studien, wenn es etwa um die Messung subtiler neurotoxischer Wirkungen geht.
Umweltepidemiologie
Epidemiologische Forschung ist seit Gründung ein Grundpfeiler der wissenschaftlichen Arbeit der Abteilung. Erst die Analyse von Gesundheitsdaten und ihrer Assoziation mit Umweltdaten erlaubt die Einschätzung von Gesundheitsrisiken und letztlich der Bedeutung einzelner Umweltfaktoren.
Die grundlegenden Datensätze stammen aus verschiedenen Datenquellen (z.B. Messnetze, Registerdaten), werden in Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern erarbeitet oder selbst, beispielsweise in klinisch-medizinischen Reihenuntersuchungen, erhoben. Interdisziplinäre Zusammenarbeit garantiert die Zusammenführung unterschiedlicher Datensätzen, wodurch sich neue Erkenntnisperspektiven eröffnen.
Lehre und Wissenstransfer
Öffentlichkeitsarbeit und Aktivitäten im Rahmen (behördlicher) Risikoabschätzungen stellen einen wesentlichen Sektor der Sichtbarkeit der Medizinischen Universität Wien in der Öffentlichkeit dar. Als alleinige nationale umweltmedizinische Einrichtung übernimmt die Abteilung somit, zusätzlich zu Forschung und Lehre, noch Aufgaben der Information und Aufklärung für die Bevölkerung und deren Entscheidungsträger:innen. Die vielfältigen Aktivitäten im Wissenstransfer spiegeln die vielfältigen Themen im Forschungsbereich wider.
Unser besonderes Anliegen ist die Lehrtätigkeit. Neben der Beteiligung an der studentischen Lehre im Rahmen des Medizincurriculums und der Masterstudienlehrgänge sind die Betreuungen von KPJ-Studierenden, Diplomand:innen und PhD-Studierenden zu nennen sowie Beiträge zur Lehre an anderen Universitäten (z.B. TU Wien, Universität für Bodenkultur).
Selbstverständlich sind wir auch in der Fachärzt:innenausbildung sowie in diversen Diplomfortbildungen und zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen aktiv. Die Abteilung ist die einzige verbleibende Stelle in Österreich, die die Umwelthygiene umfassend in der Fachärzt:innenausbildung abdecken kann. Umwelthygienische Inhalte sind zwingend in der Fachärzt:innenausbildung für klinische Mikrobiologie und Hygiene/Virologie einerseits und Public Health andererseits vorgesehen.
Die Fortbildung von Ärzt:innen, wie sie etwa von der Ärztekammer organisiert wird (z.B. Ärztekammerdiplom Umweltärzt:in) greift auf Expert:innen unserer Abteilung zurück. Ebenfalls werden wir als Vortragende zu diversen Fortbildungsveranstaltungen und Konferenzen eingeladen.
Gutachterliche Tätigkeiten dienen auch dem Wissenstransfer, wobei wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in behördliche Erkenntnisse umgesetzt werden können. Fragen aus der Praxis wiederum stimulieren unsere Forschertätigkeit, indem sie aufzeigen, wo für die Praxis relevanter Forschungsbedarf besteht.
Für die Gesellschaft besonders wichtig sind auch die Beiträge, die wir als Expert:innen in Normungsausschüssen und Beratergremien erbringen. Diese wenig sichtbare, engagierte und oft herausfordernde Arbeit wird ergänzt durch beständige Medienarbeit, welche von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit gefördert wird.
Zuletzt muss auch noch die regelmäßige Beratertätigkeit für besorgte Bürger:innen sowie für Ärzt:innen und andere Fachleute genannt werden, wobei wir täglich Anfragen per Telefon, E-Mail oder auch persönlich bearbeiten.